04.00 Uhr aufstehen

Schon lange einmal wollte ich früh morgens auf Pirsch gehen. Unter Pirsch verstehe ich das Fotografieren von Wildtieren. Nun konnte ich den inneren Schweineh…. überrumpeln, oder anders gesagt, ich schlief sowieso nicht so gut und stand um 04.00 Uhr auf. Ziel: Die Rundwanderung im Nationalpark um den Margunet. Das Wetter war nicht gerade einladend und auf 9.00 Uhr meldete der Regenradar Niederschläge.

Eigentlich erwartete ich beim ersten Rastplatz Hirsche. Um 6.00 Uhr war ich dort und fand schon mal frischen Kot. Das war aber auch gleich alles. Selbst die immer anwesenden Murmeltiere schienen noch zu schlafen. Also ging es weiter den Berg hoch.

Begleitet wurde ich vom Maskottchen des Nationalparkes, dem Tannenhäher, der aber auch gleich immer lautstark die Gegend informierte, dass sich da wohl ein Tourist verlaufen habe.

In hinteren Teil des Tales Stabelchod angelangt bemerkte ich eine Gemse, oben auf dem Rücken des Margunet. Die wird wohl weit weg sein, wenn ich oben bin. Doch Überraschung: Die Gemse schien auf mich zu warten, direkt am Wegrand.

Damit war ich eigentlich schon zufrieden. Ich habe doch einige Tiere gesehen. Andere Gemsen waren da, aber zu weit weg. Kurz vor dem Grat des Margunet dann der Höhepunkt: Ein ganzes Rudel Hirsche! Die Kühe mit ihrem neugeborenen Nachwuchs. Sie haben mich zwar gesehen. liessen sich aber nicht wirklich stören. Die Entfernung war doch noch 1km.

Lange konnte ich dem Weiterzug der Tiere ca. 30 Tiere zuschauen und von Kräften Bilder schiessen. Als dann die Letzte Kuh über den Kamm verschwunden war kamen SIE: die Herren der Schöpfung, stolz und in einer klaren Hierarchie.

Eindeutig, wer der Chef war. Immer zuoberst oder zuvorderst. Er trägt Verantwortung für seine Sippe. Schliesslich übernahm er auch als letzter den Kontrollblick zum Frühaufsteher mit dem komischen Gerät, das ständig klackte.

Damit war der Tag zu einem Höhepunkt unseres Aufenthaltes im Münstertal geworden. Kein einziger Mensch war mir begegnet und ich fühlte mich von der anwesenden Tierwelt akzeptiert, wenn auch mit Distanz.

Der anschliessende Abstieg mit dem Arvenwald im unteren Teil half mir, das Adrenalin wieder abzubauen. Schliesslich war ich dann trockenen Fusses um 9.00 Uhr wieder zuhause, gerade rechtzeitig zum Frühstück.