Alpleben vor 100 Jahren

Eine beliebte und oft begangene Wanderung im Val Müstair führt an einer eingefallenen Alphütte vorbei. Irgendwie hat sie mich in den Bann gezogen, denn jedesmal, wenn ich dort vorbei komme, muss ich diese Hütte fotografieren.

Seit einiger Zeit habe ich mir eine Grossformatkamera beschafft, mit welcher ich analog auf 4×5 inch Film ablichten kann. So wuchs der Gedanke, diese Alphütte mit einer Fototechnik aus etwa dem gleichen Zeitalter zu fotografieren. Diese Kamera macht Eindruck! Sie ist gross, hat einen Balg und ist aus Holz. Kein Wunder, dass man damit für Aufsehen sorgt. Kaum hatte ich das Stativ mit der Kamera aufgestellt, kam schon ein Wanderer daher und wollte wissen, was das für eine Kamera sei. Sein Grossvater hätte auch so ein Apparat mit Balgen gehabt. Eigentlich fühlte ich mich sehr gestört, gab aber doch bereitwillig Auskunft. Dann aber begann der Wanderer zu erzählen, was er über diese Hütte wusste. Das möchte ich mit den nachfolgenden Bildern zusammenfassen.

Die Alphütte leigt in einer Lichtung in steiler Lage. Der Zaun im Vordergrund war früher nicht vorhanden sondern schützt heute Pflanzen vor dem Frass der Kühe.

Die Hütte besteht aus 2 Räumen. Der vordere Raum diente als Wohn- und Schlafraum. Der Hintere war die Küche, wo auch Milch zu Käse verarbeitet wurde. Man sieht noch die Feuerstelle, doch ist der Raum zeimlich eingefallen. Im Zuge der Amelioration im Münstertal wurden die Weidegebiete zusammengelegt und neue, grössere Alpinfrastrukturen erstellt. So wurde diese Hütte nicht mehr gebraucht und zerfällt. Der erzählende Wanderer selber hat sich dafür interessiert, diese Hütte zu restaurieren. Doch leider stehen ihm der Heimatschutz und auch die Besitzer im Wege. Er müsste viele Auflagen erfüllen, so z.B. müsste er dann die Hütte für die Alpnutzung einige Monate zur Verfügung stellen.

Vor der Hütte wurde eine Fläche ausgeebnet, wo die Kühe gemolken werden konnten. Im hinteren Teil der Fläche sind noch Mauerreste einer Überdachnung sichtbar.

In angemessener Distanz zur Hütte sind noch Reste eines Schweinestalles sichtbar. Offenbar wurden nicht nur Kühe, sondern auch Schweine gesömmert.

Die Aufnahmen sind mit einem schwarz-/weiss Film Ilford FP4Plus entstanden. Ich habe diesen entwickelt und anschliessend die Bilder eingescannt und mit einem leichten „Alterungslook“ versehen. Ausgedruckt auf ein Hahnemühle Bamboo Papier wirken die Bilder wie aus jener Zeit, als die Alphütte noch betrieben wurde.

So hat nicht nur das Fotografieren viel Spass gemacht. Auch die Begegnung mit einem zuerst störenden Wanderer hat doch zu einer Information geführt, welche mir die Hütte noch näher gebracht hat. Ein Nebeneffekt einer solchen „altertümlichen“ Kamera, die aber heute zurecht wieder gebaut wird.

Tagesblog: Der Keinsteinbock, der fliegen kann

Im Val Müstair wandere ich oft zu meiner Lieblingsstelle, von wo aus ich im Sommer Murmeltiere und im Winter Steinböcke beobachten kann. Auch diesen Winter war ich oft dort.  Die Steinböcke waren immer anwesend, doch leider immer etwas weit von meinem Beobachtungsposten entfernt.

Doch einmal suchte ich sie vergebens. Ich hatte mein 500mm Objektiv montiert und suchte damit die Felsen ab. Da kam plötzlich ein Bartgeier über den Kamm geflogen, zog zwei bis drei Runden auf der Suche nach Knochen und flog dann über mich hinweg in ein anderes Suchgebiet, nicht ohne mir tief in die Augen zu schauen.

Das dauerte wohl kaum 10 Sekunden, doch mir blieb fast die Luft weg, so faszinierend ist der Flug dieses Vogels. Schön, dass es sie wieder bei uns gibt, die Bartgeier.

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Friedhof?

Fotiblog

Balderen Üetliberg

Wer auf dem Hausberg Zürichs, dem Üetliberg, vom Kulm Richtung Albispass wandert, kommt an einem merkwürdigen Platz vorbei. Fast scheint es, dass hier ein Friedhof ruht. In Reihe ausgerichtete Steine in zwei Grössen unter einem schönen Baum. Überwuchert, verlassen.

Doch auf der gegenüber liegenden Seite des Weges steht ein altes Gebäude. Auch verwahrlost. Ein ehemaliges Restaurant?

Die Balderen.

Viele Jahre zurück sah es da wirklich anders aus. Hier kehrten wir ein, assen Bratwurst mit Rösti und genossen zur Verdauung eine Zigarre. Bei Schönwetter konnte man an langen Bänken im Schutze des Baumes draussen verweilen. Immer lernte man Leute kennen. Ein Treffpunkt für Jung und Alt. Die Steine hatten eine tragende Funktion. Sie trugen nicht nur ihre Gäste, sie trugen Fröhlichkeit, Entspanntheit.

Und jetzt? Was ist geschehen? Also doch ein Friedhof! Ein Friedhof für schöne Erinnerungen, für viele Begegnungen, für Bratwurst mit Rösti, für Zigarren.

Dabei war auch meine Fujifilm X100T. Geniale Kamera. Leicht und super Qualität.

 

Blau trotz grau

Lai da Rims

Der Lai da Rims liegt in einem Seitental des Val Müstair auf 2400m Höhe. Gegen Süden wird er durch dem Piz Umbrail und gegen Westen durch andere Gebirgszüge von den Schlechtwetterfronten abgeschirmt. Der Aufstieg über das Val Vau von der Seite des Val Müstair her ist deshalb oft in der Sonne, trotz angesagtem schlechtem Wetter. Oben angelangt bläst dann ein kühler, kräftiger Wind und man glaubt, dass es sogleich regnen werde. Aber die Wolken müssen über die 3000m hohen Berge ziehen und lassen den Regen noch auf der Westseite nieder. Der Lai da Rims ist für seine blaue Farbe bekannt. Bisher glaubte ich, dass der See die Farbe der  Spiegelung  des offenen Himmels zu verdanken habe, wurde aber nun überrascht, dass das Blau auch bei grauem Himmel durchschimmerte.

Auch wenn die Rast am See sehr kühl und unwirtlich war, so ist die Kraft der Natur bei schlechtem Wetter noch viel stärker spürbar. An einem solchen Ort ist das Geschehen in der Welt weit entfernt und es kommt der Gedanke auf: Was immer wir Menschen noch anrichten werden, den Lai da Rims kümmert es wenig, er bleibt blau.

Eine Wanderung bei schlechtem Wetter

Heute, im Val Müstair in den Herbstferien, machten wir eine unserer Lieblingswanderungen. Ich kenne eigentlich jeden Stein, jeden Baum, jede Wiese und habe schon oft fotografiert. Heute aber war das Wetter neblig. Da ich nie ohne Fotoapparat aus dem Haus gehe, habe ich mich entschieden, meine Nikon Df mit dem 50mm/1.8 Objektiv und einem alten 20mm/2.8 mitzunehmen. Immer wieder sprangen mir Motive in die Augen. Doch wie werden die Bilder bei diesem flauen Licht wirken? Die Lärchen sind teilweise schon gelb. Der Weg ging vom Ofenpass nach Jufplaun, eine Hocheben auf 2289m. Dort ist unser Rastplatz, die Chasa da Cunfin, welche wir immer Zollhütte nennen. Diese Ebene ist vor allem im Winter wunderschön und mit Skiern oder Schneeschuhen gut erreichbar. Der Weg geht dann zurück nach Buffalora und per Postauto wieder zurück nach Fuldera.

Zu Hause bearbeitete ich zum ersten Mal die NEF mit dem Programm von Nikon, dem Capture NX-D, da mein Lightroom auf dem portablen Computer noch die Version 4 ist und die Df nicht kennt.

Capture NX-D ist vor allem mit der Dateiverwaltung etwas gewöhnungsbedürftig. Aber mit wenigen Klicks kann man die Bilder schnell etwas aufpeppen und in jpg Formate umwandeln, damit sie auf diesen Blog hochgeladen werden können.

So, da sind ein paar Muster der Wanderung.